Freitag, 17. Oktober 2014

Ebenerdiges


Hier war einmal eins der größen Waldgebiete Nordrhein-Westfalens: Verwüstete Landschaft durch Braunkohle-Tagebau Hambach der REW Power AG im Rhein-Erft-Kreis (Foto nl.wikipedia)

Terraforming der Erde
Auf wessen Geheiß verheeren Menschen ihre Heimatwelt?
 „Am Anfang waren Himmel und Erde.
Den ganzen Rest haben wir gemacht.“
Das Handwerk
(Werbung an der Münchner S-Bahn)
Jeden Morgen erhebt sich eine Millionenheer von Werktätigen und arbeitet mit Erfolg am Untergang der Welt. Rastlose, affenartige Zweibeiner holzen die Wälder ab und plündern, was wächst und gedeiht. Sie verpesten die Luft, vergiften Quellen, Bäche Flüsse, Seen und Meere, erfüllen einstige Natur-Paradiese mit Lärm und Gestank.
Verwüstete Fluren zeigen an, wohin sie gekommen sind. Die ruhelosen Macher zerschneiden die Landschaft mit Schienensträngen und Straßen, graben Zechen und rauchende Werke, betonieren allein in Deutschland tagtäglich 120 Hektar Land. Unermüdlich reißen sie klaffende Wunden in das Antlitz von Mutter Erde, zerren ihr die Schätze aus den Eingeweiden.
Abblick aus dem All: Satelliten-Aufnahme vom Braunkohle-Tagebau Hambach (Foto Wikipedia)
Sie hämmern, bohren, hacken, rammen, schaufeln, buddeln, schaben, schmettern, fräsen, sägen, spalten, schleifen, trimmen, winden, hobeln, nageln, pressen, mahlen, hexeln, mähen, roden, sengen, brennen, schmelzen, schweißen, schmieden, wühlen, mengen, schaufeln, raspeln, schrauben, stanzen, flexen, meißeln, reißen hauen, stechen, schlagen, schremmen, stoßen, stampfen, stemmen, biegen und brechen ohne Unterlaß.
Weil nämlich die Grenze zwischen Tag und Nacht beständig um den Erdball wandert, währt das entartete Termitentum in einem fort. Dazu bauen die unermüdlichen Schaffer immer größere Geräte, um den schrecklichen Kahlschlag fortwährend zu verstärken und zu beschleunigen. Ausnahme-Wissenschaftler und Verhaltensforscher Konrad Lorenz verwies beunruhigt auf den dunklen Drang. Er sah in dem unheimlichen Tun einen Wettlauf des Menschen mit sich selbst.
Abraumbagger im Tagebau Garzweiler 1 der RWE Power AG im Rheinischen Braunkohlerevier in Nordrhein-Westfalen (Foto nl.wikipedia)
Offenbar betreibt der Homo sapiens nichts geringeres als einen umfassenden Umbau des blauen Planeten. Nur in der Astrobiologie, der Lehre vom Leben im All, gibt es für dergleichen eine passende Bezeichnung: Terraforming. Das ist ein neueres Kunstwort. Es ist aus dem lateinischen Namen „terra“ für Erde und dem englischen Begriff „forming“ für gestalten zusammengesetzt.
Allerdings hatten die Wortschöpfer dabei an Mars und Venus gedacht. Sie sannen darüber nach, die Nachbar-Planeten für menschliche Bedürfnisse umzumodeln. Den wenigsten ist offenbar aufgegangen, daß ganz andere Blicke die Erde schon vor langem zu diesem Zweck gemustert haben könnten.
Wäre am Ende jemand von den näheren Welten, die man jüngst entdeckt hat, hier gewesen, um Terraforming in Gang zu setzen? Vielleicht wurden die Weichen schon in der Vorgeschichte passend gestellt. Ist dies wirklich „unsere“ Welt, oder werkeln die Völker des blauen Planeten auf fremdes Geheiß?
Zum eigenen Nutzen stellen die Menschen den blauen Planeten wohl kaum auf den Kopf. Sie leben über ihre Verhältnisse. Das haben Umweltforscher dargelegt. Nach überschlägigen Berechnungen des Ingenieurs Mathis Wackernagel aus der Schweiz und des kanadische Philosophen William Rees braucht die technische Zivilisation mindestens anderthalb Erden, um den derzeitigen Verschleiß zu befriedigen.
Wir leben über unsere Verhältnisse: Mathis Wackernagel (Foto Global Footprint Network)
Als Maßstab entwarfen die Wissenschaftler einen umweltbezogenen Fußabdruck. Sie meinen damit den Anteil der Erdoberfläche, den ein Mensch benötigt, um von dessen Ertrag zu bestehen. Dazu zählt das erforderliche Aufkommen an Nahrung, Kleidung, Energie und die Entsorgung von Abfällen. Die Einheit bemaßen Wackernagel und Rees in Hektar je Person und Jahr.
William Rees: Das zuträgliche Maß ist überschritten (Foto Wikipedia)
Demnach beansprucht jeder der derzeit sieben Milliarden Erdbewohner 2,7 Hektar. Zustehen aber würden ihm allerhöchstens 1,8 ha, weil nicht mehr Land vorhanden ist. Somit habe die Weltbevölkerung den zuträglichen Verbrauch an Naturschätzen schon um mehr als die Hälfte überschritten. In Deutschland ist der Fußabdruck noch erheblich breiter als im Durchschnitt. Er würde hochgerechnet zweieinhalb Erden erfordern.
Aber wir haben nur eine. So selbstverständlich das klingt, so wenig schert sich die Mehrheit darum. Unverdrossen predigen Manager und Politiker mehr Wirtschafts-Wachstum, angeblich zu aller Wohlergehen. Weiters Anheizen von Handel und Wandel würde den Raubbau der Natur jedoch vergrößern. Die einzig sinnvolle Maßnahme wäre das Gegenteil.
Es gälte die Betriebsamkeit herunter zu fahren, bis alle damit auskommen, was die Natur entbehren kann, ohne zu veröden. Das würde bedeuten, die Ansprüche dratisch zurück zu schrauben. Statt dessen streben die Schwellen-Länder danach, zu den Industrie-Staaten aufzuschließen. Weit davon entfernt mit den schwindenden Beständen zu haushalten, rast die Zivilisation unbeirrt und mit Vollgas dem Abgrund entgegen.

Selbstzerstörungs-Theorien

Astrobiologen wittern darum bei technischen Zivilisationen so etwas wie einen Todestrieb. Danach würden sich Industrie-Gesellschaften nach einiger Zeit selbst zu Grunde richten. Solche Mutmaßungen heißen Selbstzerstörungs-Theorien. Der freien Natur sind derartige Anlagen fremd. Für anderslautende Berichte über massenhafte Selbstmorde bei Lemmingen lassen sich keine Belege finden. Einzig Menschen gehen unnachsichtig gegen alles vor, was kreucht und fleucht, einschließlich ihresgleichen.
Robben-Fänger schlachten jedes Frühjahr hunderttausende von Jungtieren an der kanadischen Nordostküste. Sie erschlagen die neugeborenen Flossenfüßer wegen ihres Fells oder häuten sie bei lebendigem Leib. Trotz schwindender Bestände gibt die Regierung in Ottawa jedes Jahr an die 400.000 Jungtiere zur Tötung frei.
Robben-Schlacht an der kanadischen Ostküste (Foto Greepeace)
Wie die kanadischen Behörden wenigstens die Einhaltung der Quoten prüfen, bleibt ihr Geheimnis. Reportern und Tierschützern ist der Zugang ins Jagdgebiet praktisch unmöglich gemacht. Auch die amtlichen Angaben über die restlichen Bestände sind fragwürdig. Es dürfte sich um stark nach oben gerundete Zahlen der Jäger-Lobby handeln.
Die Generalgouverneurin des nordamerikanischen Landes Michelle Jean befürwortete das jährliche Gemetzel. Um ihre Haltung vor eingeborenen Jägern zu bekunden, ließ sie in aller Öffentlichkeit das Herz einer Jungrobbe herausschneiden, verzehrte es roh und lobte den Geschmack.
Die Tötung des Nachwuchses hatte schon zum Niedergang der Wale geführt. Fänger harpunierten zuerst die Jungtiere. Sie wußten, daß die Eltern bei ihren sterbenden Kindern ausharren. Das liegt am ausgeprägten Familiensinn der großen Meeressäuger. Damit wurden die Erwachsenen zur leichten Beute. Die toten Jungwale blieben meist zurück. Ihre Ausschlachtung lohnte kaum.

MIt den Entdeckern kam das Ende 

Um 1819 wurden die Südlichen Shetland Inseln nahe der Antarktis entdeckt. Dort war damals eine halbe Million Seebären ansässig. Ihr schönes Fell wurde ihnen zum Verhängnis. Zwei Jahre später mußte der letzte von ihnen daran glauben. Nicht besser erging es ihren Artgenossen auf den pazifischen Juan-Fernandez-Eilanden vor der Küste Chiles.

Nach Schätzung von Meeresbiologen sterben alljährlich viele Millionen Haie einen elenden Tod. Haifischflossen-Suppe gilt vor allem in China als Feinschmeckerei und als Mittel zur Stärkung der Zeugungskraft. Um die Nachfrage möglichst wirtschaftlich zu befriedigen, richten Fischer ein mitleidloses Blutbad an.
Die Fänger schneiden ihrer Beute zur Zeitersparnis bei lebendigem Leib alles ab, was in die Suppe soll. Diese Tierquälerei nennt sich Finning. Die verstümmelten Opfer werfen die Fischer zurück ins Meer. Dort verbluten die Tiere, oder sie ersticken. Viele Haiarten müssen sich ständig bewegen, damit sie genügend Atemwasser durch die Kiemen drücken.
Tote Haie ohne Flossen am Strand von Senegal (Foto fr.wikipedia)
Das Leid der gepeinigten Geschöpfe bleibt weitgehend unbeachtet. Haie haben eine schlechte Presse. Seit Hollywood die Welt mit dem wirklichkeitsfernen Flimmerwerk „Der weiße Hai“ verschreckt hat, gelten diese Fische als Menschenfresser. Tatsächlich aber verursachen sie weitaus weniger Unfälle mit Schwimmern oder Tauchern als etwa Barracudas, von denen so gut wie nichts zu hören ist.
Um auf den überfischten Meeren noch gewinnträchtig zu arbeiten, treibt eine industrielle Berufsfängerei mehr und mehr technischen Aufwand. Vor Satelliten-Ortung, Echolot und engmaschigen Großnetzen gibt es für die restlichen Schwärme an Heringen oder Makrelen kaum noch ein Entrinnen. Dabei geht zunehmend Beifang ins Netz. Das sind ungewollte und unverkäufliche Tiere der See. Die Fischer werfen sie zurück ins Meer. So sterben die betroffenen Arten einen sinnlosen Abfall-Tod.

Vernichtung der Kaninchen

Der französische Arzt Paul Amand-Delille ärgerte sich über knabbernde Wildkaninchen auf seinem Landsitz Maillebois südlich von Paris. Er besorgte sich deshalb Erreger einer südamerikanischen Seuche namens Myxomatose. Im Juni 1952 fing er einige der Nagetiere, spritzte ihnen die Krankheitskeime ein und ließ sie zurück zu den anderen.
Die europäischen Arten besaßen keine Abwehrkräfte gegen den überseeischen Erreger. Innerhalb weniger Monate verendeten Millionen von Tieren unter großem Leid. Fast der gesamte Bestand wurde getilgt. Von diesem Schlag haben sich die europäischen Wildkaninchen bis heute nicht erholt.
In Deutschland sterben alle Jahre eine halbe Million Rehkitze, Junghasen und wiesen-brütende Vögel unter modernen Mähmaschinen. So schätzt der Naturschutzverein „Stoppt den Mähtod“. Bei Gefahr ducken sich die Jungtiere und kauern reglos auf dem Boden. Das angeborene Schutzverhalten wird ihnen bei moderner Mahd zum Verhängnis. Ohnehin bedrohte Arten wie Kiebitz, Feldlerche, Wachtelkönig und Bekassine erleiden dabei einen zusätzlichen Aderlaß.
Das wohl berüchtigste Beispiel für die Vernichtung einer lebenskräftigen Art bildet der Abschuß der einst unübersehbaren Büffelherden Nordamerikas. Um das Jahr 1700 bevölkerten schätzungsweise 60 Millionen Bisons die Prärien. Bis 1902 war der Bestand bis auf ganze 23 Tiere abgeschmolzen. Dem Einschreiten eines einzelnen Naturschützers ist der Erhalt des Rests gedankt.
Die Jagd zur Gewinnung von Fleisch und Leder war eine der minderen Ursachen für den Untergang der Bisons. Der Wahrheit näher kommen Berichte, wonach Eisenbahnzüge fahrplanmäßig inmitten friedlich grasender Herden hielten. So wurde bewaffneten Fahrgästen Gelegenheit gegeben zur Belustigung auf die Tiere zu schießen, bis ihr Blutdurst gestillt war.
Berg von Bison-Schädeln mit posierenden Männern um 1870 (Foto Burton Historic Collection, Detroit Public Library)
In den Indianer-Kriegen erlegte die ruhmreiche Reiterei des amerikanischen Westens zehntausende der Graslandriesen aus taktischen Gründen. Dadurch wollte man die letzten freien Stämme der Lakota und Cheyenne die Lebensgrundlage entziehen und so in Reservate zwingen. Zu diesem Zweck lauerten Scharfschützen denn Tiere an den Wasserstellen auf.
Verbreitung und Ausrottung amerikanischer Bisons im 19. Jahrhundert (Abbildung public domain)
Wie Menschen die gutartige Tierwelt beurteilen, verdeutlicht eine verräterische Namensgebung. Vögel einer besonders schönen Art heißen Tölpel. Seeleute auf Nahrungssuche haben sie so genannt. Gleich den Jungrobben ließen die Tiere die Jäger unbekümmert heran kommen. Deshalb waren sie leicht tot zu schlagen. Arglosigkeit als Dummheit auszulegen, ist typisch menschlich.
Mit dieser Einstellung haben portugiesische Matrosen den großen Laufvogel Dodo auf Madagaskar schon im siebzehnten Jahrhundert ausgemerzt. Wir kennen ihn deshalb nur von alten Zeichnungen.
Laufvogel Dodo nach einer Zeichnung von Ustad Mansur um 1612 (gemeinfrei)
Die Portugiesen waren nicht die ersten. Vor ihnen haben schon die Wikinger die Meere bereist. Die waren nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannt. Noch früher segelten, Phönizier, Griechen und Römer um die Erde. Was noch vorhanden ist, dürfte der argwöhnischere Teil einer einst paradiesisch freundlichen Tierwelt sein, deren zutraulichste Arten als erste verschwunden sind.
Die roten und schwarzen Listen der ausgestorbenen und bedrohten Arten werden immer länger. Laut Aufstellung der Naturschutz-Organisation „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN) ist jede achte Vogelart, jede fünfte Gattung der Säugetiere und jede dritte Lurchart ausgestorben, verschollen oder bedroht. Hauptursachen sind die Zerstörung der Lebensräume, Rodung der Wälder, Bebauung und Verschmutzung, unkontrollierter Abfang und Wilderei.
Bei den Angaben der Naturschützer handelt es sich um Mindestsätze. Noch längst sind nicht alle Arten bekannt. Wie viele schon untergegangen sind, bevor sei jemals in einem Biologiebuch aufscheinen konnten, ist ungewiß. Auch beim Schwund der Pflanzen geht man naturgemäß von den beschriebenen Arten aus. Dabei ist bereits jeder dritte Nacktsamer in Gefahr.

Narben der Zivilisation

Wie wir heute wissen, sind die meisten irdischen Wüsten Narben von Kahlschlägen der Zivilisation. Hauptursachen waren die Rodung der Wälder und das Auslaugen der Böden. Schon die Völker des frühen Altertums, die man in den Geschichtsbüchern als Hochkulturen feiert, haben sich vor allem durch umfassenden Raubbau hervorgetan.
Wer den Eroberungen von Alexander, genannt der Große, im vierten Jahrhundert vor der Zeitenwende nachspürt, muß den einstigen König der Makedonen für einen leidenschaftlichen Sammler von Ödland halten. Die Wege seiner Feldzüge führten scheinbar durch Sand, Schotter oder nacktes Gestein.
In Wirklichkeit waren die Länder Kleinasiens, des Nahen und Mittleren Ostens zu Lebzeiten des Eroberers blühende Landschaften. Aber die damaligen, so hoch gelobten Reiche haben hier gründlich aufgeräumt. Die Sahara bildete zu den Tagen Alexanders noch die Kornkammer der Mittelmeer-Anrainer.
Dünenlandschaft der Sahara: Die Wüste rückt alle Jahre um fünfzig Kilometer vor (Foto Wikipedia)
Die Zedern des Libanon waren im Altertum berühmt für ihr Dauerhaftigkeit. Deshalb schlugen die Phönizier schon in vorchristlicher Zeit fast alle und verarbeiteten das Holz für den Schiffbau. Ähnlich erging es den Wäldern des Apennin. Auf dem italienischen Gebirgsrücken rodeten die Römer den Baumbestand für ihre Zwecke. So sind nahezu alle Forsten rund ums Mittelmeer mit den hölzernen Flotten von einst versunken.
Steigender Bedarf an Baustoff und Holzkohle zur Erzverhüttung bewirkte im Mittelalter vergleichbaren Raubbau im Schwarzwald, in den Vogesen und anderen europäischen Mittelgebirgen. Erst die Pest gebot dem vorübergehend Einhalt. Im 14. und 15. Jahrhundert entvölkerten Seuchen Europa. Danach erstanden die Wälder neu, doch nur wenige auf Dauer.
Auswanderer der Alten Welt fanden im 17. Jahrhundert in Nordamerika unermeßliche Bestände vor: Bäume über Bäume, so weit das Auge reichte, von der Ostküste bis zum Mississippi. Kaum etwas davon ist geblieben. Zwischen den Weltkriegen schlug die Natur zurück. Der Tennessee überflutete in rascher Folge sein verödetes Flußtal in den Appalachen und schwemmte den Boden mitsamt den Siedlungen der Verursacher hinweg.
Es kostete die Vereinigten Staaten von Amerika gewaltige Anstrengungen und erhebliche Geldbeträge, um Berge und Täler im Rahmen des „Tennessee Valley Projects“ wieder aufzuforsten. Zusätzlich mußten Staudämme den wild gewordenen Strom bändigen. Die Höhe des Aufwands überstieg den Erlös aus dem geschundenen Baumbestand um ein Vielfaches. Doch auch daraus lernte der Homo sapiens nichts. Heute gehen die tropischen Regenwälder durch rücksichtslose Brandrodung in Rauch auf.
Es hatte drei Jahrtausende gedauert, bis einige wenige die verheerenden Folgen ihres Tuns erkannten und das Schlagwort vom Waldsterben prägten. Doch aufhalten konnten sie die Verwüstung nicht.

Die einsame Ausnahme

Das beispiellose Zerstörungswerk bildet die einsame Ausnahme unter 1,4 Millionen bekannten Gattungen des blauen Meeresplaneten. Alle anderen Lebensformen auf dem dritten Begleiter der Sonne bereichern Wachstum und Vielfalt. Nur der Homo sapiens geht rücksichtslos gegen alle Mitbewohner der Erde vor, einschließlich gegen seinesgleichen.
Sogar Raubtiere erfüllen nützliche Aufgaben. Greifvögel sorgen für die Auslese von Kranken, Schwachen und Mißgebildeten. Wer kräftig ist und wohlauf entkommt ihnen meist. Genauere Untersuchungen zeigen, daß der Bestand an Beutetieren sogar abnimmt, wenn Freßfeinde fehlen. Die letzten Bussarde wären dagegen längst verhungert, bevor sie eine Mausart gefährden könnten.
Wegen des Fressens und Gefressenwerdens halten manche die Natur für grausam. Ihnen ist der Besuch einer Massentierhaltung oder in einem Schlachthofs zu empfehlen. Dann erst könnten sie ermessen, wer erbarmungsloser vorgeht. Freilich gibt es auch Leid auf freier Wildbahn, etwa wenn ein Räuber sein Beute reißt. Aber hier kennt man kein unnötiges Elend und noch dazu in solchem Übermaß, wie es viele Millionen von Haie, Nutztiere oder Versuchskaninchen erdulden müssen.

Von sehr weit her

Derart schwerwiegendes Fehlverhalten muß gewichtige Ursachen besitzen. Empfindliche Störungen des natürlichen Gleichgewichts sind oft dann aufgetreten, wenn Menschen Pflanzen oder Tiere auf andere Erdteile verbracht haben. So gelangte die Varoa-Milbe durch unvorsichtig experimentierende Wissenschaftler aus Asien nach Mitteleuropa. Seither vernichtet der Schädling jährlich zahlreiche Bienenvölker. Die einheimischen Nutzinsekten besitzen keine Abwehrmittel gegen den fremden Parasiten.
Varoa-Milben: Europäische Bienen sind machtlos gegen den Schädling aus Asien (gemeinfrei)
Unbekümmerte Gärtner brachten die asiatische Herkules-Staude, auch Riesenbärenklau genannt, als Zierpflanze nach Deutschland. Das Gewächs überwucherte rasch ganze Landstriche und verdrängte die einheimischen Pflanzen, die zur selben Jahreszeit die günstigen Plätze nutzten. Riesenbärenklau ist äußerst ätzend. Berührungen mit dem Saft dieser Staude kann Brandblasen und andere Hautschäden verursachen. Wie zahlreiche weitere Beispiele zeigen, kann sich der Einfluß fremder Arten um so verheerender auswirken, je entfernter ihr Herkunftsort ist.
Ätzende Herkules-Staude oder Riesenbärenklau: leichtfertig ausgewildert (Foto Wikimedia Common)
Die Folgen der Zivilisation für die irdische Natur sind jedoch entschieden verhängnisvoller als die Schäden durch Varoa oder Riesenbärenklau. Das weckt den Verdacht, daß die Lebensform Homo sapiens von sehr weit her stammt.

Fremdkörper auf dieser Welt

Aus der Unverträglichkeit von Mensch und Natur folgt, daß diese Art einen Fremdkörper ist. Sie besitzt keinen natürlichen Ursprung sondern muß durch äußeres Zutun entstanden sein. Der Urheber kann also nur aus dem All kommen. Demnach stünde die Erde unter dem Einfluß fremder Wesen, die den Werdegang dieser Welt nach eigenem Gutdünken lenken.
Die Menschheit wäre einem Kuckucksei vergleichbar, das Weibchen der Raubvogel-Gattung in fremde Nester legen. Ebenso hätten Wesen aus dem Weltraum der irdischen Natur einen Schädling untergeschoben. Wächst der junge Kuckuck heran, wirft er die leiblichen Jungen seiner Pflegeeltern gnadenlos hinaus. Ebenso drängt der kahle Zweibeiner alle übrigen Geschöpfe beiseite, ohne sich um die Folgen zu scheren.
Sogar dem Treiben des Kuckucks sind Grenzen gesetzt. Der Vogel sucht nur so viele Nester heim, daß die Gattungen der Pflegeeltern nicht zurückgehen. Sonst gäbe es Schwierigkeiten, den eigenen Nachwuchs unterzubringen. Solche Hemmungen kennt der Mensch offenbar nicht. Er verwüstet seine Heimatwelt ohne Rücksicht auf kommende Geschlechter. Damit droht er seiner eigenen Art ein Ende bereiten.

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